Eine Hebamme sagt, dass sie selbst nicht stillen möchte? Geht das überhaupt?
Partager
Als Gründerin von MORE MIDWIVES und Hebamme sage ich, dass ich nicht stillen mochte. Als Hebamme nicht stillen? Geht das überhaupt?
Ich bin Hebamme.
Ich bin Mama von zwei Kindern.
Und ich habe meine Kinder nicht sechs Monate voll gestillt.
Früher habe ich mich geschämt. Besonders beim ersten Kind. Und auch jetzt beim zweiten war es ein Prozess, das für mich anzunehmen.
Dabei gab es für mich gar nicht den einen Grund. Es war immer die Gesamtsituation. Beim zweiten Kind hatte ich ein ganz anderes Wochenbett als beim ersten. Ich war vorbereitet, hatte Unterstützung, viel Hilfe und trotzdem war das Stillen für mein Empfinden holprig. Denn Stillen ist natürlich, kommt aber nicht immer natürlich. Vielleicht war ich als Hebamme zu ungeduldig, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Und ich möchte es auch gar nicht weiter analysieren.
Für mich. Für uns als Familie. War es immer eine gute Entscheidung.
Und auch dieses Mal habe ich „länger“ gestillt als beim ersten. Es hat mir gutgetan. Und trotzdem: Ich bereue nichts. Ich vermisse nichts.
Früher habe ich mich geschämt. Weil ich die vollen sechs Monate, die empfohlen werden, nicht gestillt habe.
Es gibt nicht nur „alles oder nichts“. Stillen hat so viele Facetten.
Stillen ist nicht gleich Liebe. Und wer nicht (voll) stillt, liebt nicht weniger.
Stillen ist emotional. Stillen ist Arbeit. Stillen ist Wachstum, nicht nur für das Baby, sondern auch für die Mutter (egal wie lange).
Und: Ich bin auch keine schlechte Hebamme, nur weil ich meine Kinder nicht „lange“ gestillt habe.
Denn was heißt überhaupt „lange“? Wer definiert das? Jede Stillbeziehung ist individuell, genau wie jede Familie.
Wichtig ist, dass du gut informiert und gut begleitet bist. Dass du eine Entscheidung triffst, die für dich und dein Baby passt, nicht für irgendwelche Erwartungen von außen.
Und egal, wie du stillst (oder nicht stillst): Du bist eine gute Mutter.Punkt.