Lena’s Partner und Co-Founder erzählt von der Geburt

Ein Geburtsbericht über unser echtes Baby, die Hebammenkunst und was mich als Co-Founder und Lena's Partner bei MORE MIDWIVES antreibt (ungekürzte Fassung)

Hebamme sein ist kein Hobby. MORE MIDWIVES.

Das sind erstmal Schlagwörter. Doch was sich für Geschichten hinter jeder einzelnen Geburt verbergen, lässt sich häufig nur sehen, wenn man die Oberfläche verlässt und sich anschaut, welche Heldentaten im stillen Kämmerlein bei der Geburt passieren.


Hebamme Christiane Hammerl, Hebammenzimmer mit MORE MIDWIVES Cap in rot
Hebamme Christiane Hammerl, Hebammenzimmer mit MORE MIDWIVES Cap in rot

 


Mit unserer Hebamme Christiane waren wir so verblieben, dass wir erst anrufen sollten, wenn wir bereit waren, in den Kreißsaal zu kommen. Lena wollte auf keinen Fall zu früh losfahren. Und so kamen wir gerade noch rechtzeitig an. Einige Zeit später wäre unser Kind sicher im Auto zur Welt gekommen).


Bevor Lena Hebamme wurde, war ich bei der Geburt unseres ersten Kindes eher
passiv, da man den ganzen Ablauf einer Geburt durch Medien und Erzählungen mitbekommen hatte, ohne sich damit genauer zu beschäftigen. Ich war dadurch eher in eine Patientenrolle geschlüpft und nicht aktiv am Geschehen beteiligt. Das war schade. Bei jeder Wehe hatte ich eher Sorge, es passiert irgendwas, anstatt der Geburt Ihren natürlichen Verlauf zu lassen.


Das wollte ich diesmal anders machen.

Nicht zu intervenieren, sondern den Dingen ihren natürlichen Verlauf zu lassen, das war wirklich der Moment, wo ich Hochachtung vor dem Können einer Hebamme bekommen habe. Denn als der Muttermund schon sehr weit geöffnet war, sagte Lena plötzlich, sie wolle eine PDA. Insgeheim hatte sie sich natürlich gewünscht, dass alles natürlich abläuft. Jedoch kann man, denke ich, unter dem Wehenschmerz der Geburt seine Vorsätze schnell über den Haufen werfen. Mit Lena’s Wunsch war das Thema eigentlich für mich vom Tisch: Der Anästhesist kommt, Betäubung, Schluss, aus, Ende!

 



Scheinbar hatte Christiane jedoch eine andere Intuition. Offensichtlich sagte ihr der Hebammeninstinkt, dass mehr oder weniger nur noch ein paar gute Wehen reichen würden, damit Lena unser Kind zur Welt bringen könnte. Christiane ließ erstmal ein schönes, wohltemperiertes Bad ein. Um den Stress rauszunehmen und mit all ihrer Erfahrung das Augenmerk wieder auf das Nichtmedizinische zu lenken: das Atmen, das bei sich sein und Lena und mich als Paar sein zu lassen. Diesen Raum ermöglichte sie uns und es harmonierte perfekt. Während Christiane mit unserer Doula (die Doulabegleitung ist Stoff für einen zweiten Part) alles rund um die Badewanne schon für die Geburt bereit machen konnte, konnte sich Lena unter meinen Umarmungen (und Heulkrämpfen) bereit machen zum Loslassen.

 

Als der Anästhesist also eine Stunde später klopfte, sagte ihm Christiane bereits, er solle gehen. Denn noch bevor die finalen Wehen kamen und das Badewasser noch lief, wusste sie scheinbar bereits, dass es jetzt so weit war. Dieser Moment war für mich wirklich der beeindruckendste: einen Arzt wegzuschicken in voller Zuversicht auf das eigene Können, die eigene Intuition und damit auch das Gemeinschaftsgefühl des Paares stärkend. Und so kam es auch, also unser Kind, ganz ohne ärztliches Zutun.


So wie es Kunst im Handwerk, Malerei, Kochen, Musik oder Performance gibt, gibt es auch Hebammenkunst. Das habe ich in diesem Moment völlig verstanden. Mit unendlicher Dankbarkeit für die wundervolle Tochter, die uns auch durch dieses Hebammenkönnen geschenkt wurde, blieb ich mit diesem Gefühl tiefer Achtung zurück.

 

"Creativity means not copying..."

(Jaques Maximin, 1987)

Sicher auch ein Antrieb für MORE MIDWIVES, denn wahre Kunst hat Ihren eigenen Stil und kann oft kopiert werden, aber nie erreicht werden.

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