Roses Revolution Day x MORE MIDWIVES

Vollständiger Roses Revolution Day X MORE MIDWIVES Bericht

Nachfolgend ein kritischer Bericht einer Hebammenschülerin. Es geht auch um Gewalt unter Hebammen, wie der Frau dadurch Gewalt angetan wurde und dem Baby hätte schaden können. Die Überlastung von Hebammen durch Arbeitsbedingungen nahe dem Burn-Out, kann zu solchen Situation, wie der folgenden führen. MORE MIDWIVES findet wichtig, wenn das System versagt, eben solche Symptome aufzuzeigen.  

Es war meine Examenswoche und an dem Tag hatte ich eigentlich nicht viel zu tun im Kreißsaal, da ich nach der Prüfung vom Vortag eine kleine Pause verdient hätte. Eigentlich hätte ich mir die Aufgaben im Kreißsaal etwas aussuchen dürfen. Im Dienstplan war eine Hebamme eingeteilt, mit der ich ungern mitging und deswegen auch nicht so aktiv meine Hilfe anbot. Diese besagte Hebamme hat in diesem Dienst sehr viele Frauen in der Betreuung. Sie hätten eigentlich anders aufgeteilt werden können. Sie entschied sich aber bewusst dafür. Sie ging zu einer Frau, die gerade in den Kreißsaal von der Station kam und Wehen mit Zwillingen in der 26. Schwangerschaftswoche hatte. Gleichzeitig war jedoch auch eine Frau zu betreuen, die sich in der Endphase der Geburt befand.

Es waren eigentlich noch Hebammen im Dienst, die Zeit gehabt hätten. Da jedoch die Hebamme jetzt bei der neu dazugestoßenen Frau mit Wehen in der 26. Schwangerschaftswoche war, war die Frau, die kurz vor der Geburt ihres Kindes stand, ohne Betreuung. Die Frau klingelte dann auch. Ich ging hin und die Frau brauchte offensichtlich Hilfe. Sie stöhnte schon sehr tief und schob auch schon während der Wehen mit. Ich versuchte sie zu unterstützen und sah schließlich, dass das Köpfchen langsam sichtbar wurde. Ich rief die betreuende Hebamme. Sie schrie mir direkt zu: “na los mach schon!” Sie meinte damit wohl ich solle mit dem Dammschutz beginnen. Der Kopf kam gut, die Frau war aber sichtlich verkopft und wollte das Bett verlassen. Die Hebamme schrie die Frau an, sie solle im Bett bleiben. Und sagte zu mir in einem lauteren Ton, “dann schneiden wir jetzt!” Ich sagte: “Ich mache es nicht!” Ich dachte wohl, dass die Frau bei richtiger Betreuung auch ohne Dammschnitt (“Episiotomie”) gebären könnte.

Sie sagte noch lauter zu mir: “Und du willst Examen machen”? Sie schmiss mir die Schere hin und sagte: “Schneid!”. Ich sagte: “Nein!” Sie sagte: “Mach!”. Mir tat die Frau in diesem Moment so leid und ich merkte, wie mir Tränen kamen. Dieser Druck, der Druck der Frau eine würdevolle Geburt zu ermöglichen und der Druck des Examens mit dem Vorwurf im Hinterkopf, ob man überhaupt für den Beruf geeignet ist, ließ mich wie ein Instrument handeln: ich nahm die Schere schnitt der Frau eine “Epi”. Der Kopf kam aber nicht, weil er offensichtlich hoch lag. Sie schnitt nochmal. Die Frau schrie. Und dann nach ca 5 Wehen wurde das Kind geboren. Ob die “Epi” geholfen hat? Ich denke nicht! Genauso wenig hat die Art der Hebamme dem natürlichen Geburtsverlauf geholfen hat! Kurz nach dem das Baby geboren war, verließ die Hebamme den Raum und ich war alleine mit der Ärztin und dem Paar. Ich half der Frau und legte ihr das Baby an die Brust.  Die Tränen kamen stärker und ich konnte nicht mehr reden. Nach fünf Minuten auf der Toilette, wo ich die Ungerechtigkeit und Gewalt versuchte in Form von Tränen herauszulassen, ging ich zu der Familie. Im Raum stand die Hebamme vor der Familie und sagte zu mir: “ah ja und du möchtest Hebamme sein, kannst noch nicht mal der Frau beim Stillen helfen!”. 




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